Episode 48: Twitter

Shownotes

Hach, damals. Als Twitter noch lustig, bunt und mehr drollig als trollig war. Ein gutes Stündchen mit Gavin Karlmeier über gute alte Zeiten, als selbst Türme twitterten und Kundendienst-Mitarbeitende lustiger waren als Olli Welke. Ist das ein guter Vergleich? Ach, hört selbst.

Show-Notes:

Vorbeischauen auf Valentinas Blog

Folgt Valentina im Fediverse

Der Popkulturfunk bei Instagram

Die wichtigsten Links zu Folge 48:

Folgt Gavin Karlmeier bei Mastodon

Oder folgt Gavin bei Instagram

Hier entlang zum Haken Dran-Podcast

Mitreden im Haken Dran-Discord

Von wegen anonymes Netz! Bei Jimmy Kimmel lasen Promis gemeine Tweets von "Fans" vor, was oft erstaunlich lustig war: Mean Tweets

Filme:

Leave The World Behind

Kiss The Cook

Gavins Empfehlung:

Musik aus Gavins Heimat Essen, von der Band International Music. Bei Bandcamp reinhören

Valentinas Empfehlung:

Das Fediverse bietet Microblogging à la Twitter, aber nicht in käuflich: Ab ins Fediverse. Wenn Ihr keine großen Erklärungen braucht, dann könnt ihr euch hier einen Server auswählen und anmelden

**Fedi- what? **Hier wird gut erklärt, was ist das eigentlich, dieses Fediverse

Transkript anzeigen

00:00:00: silbendrechsler So, da sind wir. Herzlich willkommen zu einer nostalgischen Plauderrunde unter dem Motto Emotionen und Positionen. Diesen kleinen Gag wollte ich mir erlauben. Insider für alle, die Haken dran kennen, muss man das natürlich nicht erklären. Prominenter Abgang heute habe ich dir vorhin geschickt, weil ich das zufällig entdeckte. John Cleese sagt Goodbye Twitter.

00:00:24: Gavin Überraschender Abgang direkt übrigens. Hallo.

00:00:28: silbendrechsler Ja, gut, dass ich mich mit Begrüßung so lange mal aufhalte.

00:00:34: Gavin Ja, ich freue mich, dass du mich eingeladen hast. Vielen Dank. Also John Cleese, du hast mir das geschickt und ich war fast überrascht, weil der ja so vom Mindset her offenbar gar nicht so weit weg ist von all dem, für das Twitter inzwischen steht. Und ich bin ab dem aber irgendwann sehr bewusst aus meiner Wahrnehmungsspanne ausgeblendet. John Cleese. Also ich glaube, das fing eigentlich alles so mit der ganzen Brexit-Geschichte an. Der ist so, ich nehme den so, als ein 2. Morrissey war. Sie sehen sich auch sehr ähnlich, die beiden.

00:01:04: silbendrechsler Ja, gut, okay, der stimmt natürlich. Was ich lustig fand, ich hab dann geschaut, was steht denn an Kommentaren drunter? Und das ist viel bedauernd, aber der erste Kommentar unten drunter, jetzt hab ich mir nicht genau gemerkt, wie der Account heißt, aber irgendwas xai-girl. War der erste Moser-Kommentar drunter. Das überrascht jetzt wiederum nicht unbedingt. Kannst du dich erinnern, wann du dich bei Twitter angemeldet hast?

00:01:20: Gavin Natürlich, selbstverständlich. Woran? Ja, ich kann sogar das Datum nennen, 21. März 2008.

00:01:34: silbendrechsler Boah! Klasse! Wow!

00:01:35: Gavin Und hab dann angefangen jeden Tag einen Tweet zu schreiben. Und ich hab die alle nie gelöscht. Und die ersten zwei Jahre sind, wie man heute sagen würde, cringe. Das ist wirklich ganz unangenehm, was man da so liest. Mein erster Tweet war Möb, ich fang dann auch mal an.

00:01:52: Gavin Und für mich war das aber so, ich kam halt aus einer anderen Welt. Ich kam nämlich aus der Bloggerwelt. Ich habe früher einen Blog geschrieben und hatte so, aus einer Zeit, in der es noch eine Blogosphäre gab und Blogrolls und so. Und das war natürlich eine absolute Errungenschaft, dass man sich jetzt nicht mehr hinsetzen muss und 20.000 Zeichen zu einem Gedanken schreiben muss, denn man kann einfach diesen einen kleinen Gedanken in die Welt schmeißen. Und das war eine absolute Offenbarung für mich.

00:02:20: silbendrechsler Ja krass, das ist fast identisch meine Geschichte auch. Ich war einen Tick später als du, ich hab nämlich nachgeschaut im Juni 2008.

00:02:28: Gavin Mhm. Oh, ja. Mhm.

00:02:29: silbendrechsler Und dann weiß ich noch, ich war damals bei einem Technikmagazin, die Älteren unter den HörerInnen werden sich erinnern, es hieß Neues Die Computer Show. Und natürlich war die Hälfte der Redaktion relativ schnell dann auf Twitter, weil wir natürlich alle irgendwie da neugierig waren und so. Und ich war da, kann ich mich erinnern, und wusste nicht so recht so, ja, was mache ich denn jetzt hier eigentlich?

00:02:51: silbendrechsler Und dann war ich auf einem Event, wo ich gedreht habe in Paris von einem großen Videospielhersteller, wir können ihn gerne auch nennen, weil wir werden wahrscheinlich eh noch drüber sprechen, nämlich Blizzard. Und die waren damals 2008 natürlich auch so groß, dass sie sich leisten konnten, eine riesige Messehalle in Paris zu mieten und ein reines Event für die Community zu machen. Es war so ein bisschen Disneyland für World of Warcraft SpielerInnen.

00:03:01: Gavin Ja. Mhm.

00:03:16: silbendrechsler Und da habe ich dann gedacht, das ist es. Also, weil mir ging es genau wie dir. Ich habe da sowieso einen Blog-Artikel drüber geschrieben, den verlinke ich auf jeden Fall in den Show Notes, weil das ist vielleicht nochmal irgendwie einen nostalgischen Rückblick wert. Aber du konntest halt schnell so einen Gedanken raushauen, so nach Motto, ich beim Kinderschminken für Erwachsene als Nachtelfe. Ja.

00:03:37: Gavin Ja, und ich habe direkt zwei Gedanken zu dem, was du erzählst. Nämlich Gedanke 1, das ist ja, eigentlich die beiden Gedanken gehören, glaube ich, zusammen. Ich muss sie nicht trennen. Und zwar, so wie es dir ganz lange auf Twitter ging und mir in den ersten zwei Jahren auf Twitter ging,

00:03:52: Gavin So ging es ja ganz, ganz vielen Menschen, übrigens vor allem in Deutschland, aber überall, ganz lange auf Twitter, dass man das Gefühl hat, man kommt da nicht so richtig rein, man weiß nicht, was soll ich hier. Also anders als die ganzen Metanetzwerke wie Facebook und Instagram, die ja Facebook nicht mehr, Facebook überfordert auch, aber Instagram ist zum Beispiel 100 Prozent darauf optimiert.

00:04:12: Gavin dass es eine wahnsinnig sleeke und intuitive Nutzungserfahrung hat. Also ich melde mich da an und verstehe sofort, was man von mir will, kann meinen Freundinnen und Freunden folgen und bin sofort angekommen. Bei Twitter war das nicht so. Du kommst erst mal an und ganz lange war es so, du landest auf einer leeren Startseite. Was soll ich denn mit einer leeren Startseite, war der erste Gedanke. Deswegen war Twitter das Netzwerk, das im Vergleich von allen sozialen Netzwerken die größten Karteileichen hatte, weil die meisten Menschen nach dem ersten Login nie wieder gekommen sind. Das war ein Riesenproblem für Twitter.

00:04:39: Gavin Und das, was aber daran gleichzeitig das Problem ist, ist meines Erachtens auch gleichzeitig das Besondere an Twitter gewesen, denn es war nicht nur eine technische Herausforderung, sich zu erschließen, was will diese Seite jetzt von mir, sondern ich glaube, es war auch eine kulturelle Herausforderung. Du hast plötzlich das Gefühl gehabt, in einer Gesellschaft zu sein, die eigentlich ein erlesener Kreis ist.

00:04:58: Gavin Und deine komplette Challenge bestand darin, irgendwie aufgenommen zu werden in diesem Kreis. Also was muss ich tun, damit ich so cool bin wie ihr? Dieser Gedanke, der hat ganz viele Leute, glaube ich, angetrieben auf Twitter. Der dann am Ende auch so gegipfelt ist in so Dingen, die dann im deutschsprachigen Twitterraum zum Beispiel Lingo genannt wurden.

00:05:16: Gavin eine eigene Sprache, die dort entwickelt wurde oder sogenannte Tropen, also so wiederkehrende sprachliche Bilder, die man immer wieder bei Twitter benutzt hat, sowas wie Handgemenge oder sowas wie, was gab es denn noch, Anzeige ist raus, ist genau so ein Beispiel richtig oder ich finde selber raus, mir fallen bestimmt gleich noch welche ein, aber davon gab es halt ganz, ganz viele,

00:05:29: silbendrechsler Anzeige ist raus.

00:05:40: Gavin Und das war alles eigentlich nichts anderes als so eine, ich glaube man nennt das Soziolekt. Also eine Art sprachliche Färbung, die dadurch entsteht, dass Menschen sich einander gefunden haben und darüber definieren, dass sie eben so sprechen. Und das macht Twitter so besonders und deswegen war der Abschied von Twitter auch so schwer. Viel schwerer als die Tatsache, dass Facebook aus unserem Nutzungsverhalten so langsam rausgefadet ist.

00:06:02: Gavin Weil Twitter eben nicht einfach nur ein Mittel zum Zweck war. Ich mache ja diesen Podcast und rede damit sehr viele Menschen, die beruflich Twitter genutzt haben. Und viele Leute weinen der Tatsache nach, dass sie in Lagen, also wenn eine Eilmeldung irgendwo in der Welt passiert, dass sie nicht mehr diesen einen Ort haben, an den sie gehen und wissen genau, hier finde ich jetzt Echtzeit-News, um mich zu informieren. Das ist so auf handwerklicher Ebene sicherlich eine ganz schmerzhafte Erfahrung, dass es das so zählt.

00:06:28: Gavin Das andere ist das, was mehr weh tut und was die Trauerarbeit so schwer macht. Es fühlt sich an, als wäre ein Freundeskreis gestorben oder als würdest du nicht mehr in deine Stammkneipe gehen können. Und das ist ein Verlust, der viel schwerer wiegt als einfach nur ein fehlendes Werkzeug, glaube ich. Mhm, genau.

00:06:44: silbendrechsler Ja, total. Also ich weiß, dass ich lange immer mich irgendwo vorgestellt habe, wenn es darum ging. Da wurde ja dann oft gefragt, auf welchen sozialen Netzwerken man aktiv ist und so weiter. Und ich habe dann immer gerne gesagt, Twitter ist mein zweiter Wohnsitz. Also meine Zweitwohnung, glaube ich, habe ich gesagt. Und das war gefühlt auch ein bisschen so. Ja.

00:07:01: Gavin Und ja, und jetzt haben wir aber leider einen neuen Vermieter und der neue Vermieter lädt die ganze Zeit irgendwelche Nazis zu sich ein. Und dann überlegt man sich natürlich dreimal, ob ich mich noch wohlfühle, wenn ich durch eine Hausflur gehe und irgendwann ziehe ich aus. Und das passiert gerade. Und das ist ein ganz, ganz bittere, bittere Erkenntnis.

00:07:15: silbendrechsler Ja.

00:07:18: silbendrechsler Ja, ich fühl mich auch hart rausgemobbt. Ich hab nochmal in mein Archiv geschaut. Ich hab meinen Account gelöscht, tatsächlich relativ spät, im Januar diesen Jahres. Hab vorher mein Archiv runtergeladen. Ich blick da nicht so ganz durch, ehrlich gesagt. Aber zumindest kann ich sehen, dass ich 18.700 Tweets geschrieben hab. Was ich von 2008 bis 2024 tatsächlich relativ wenig finde, obwohl ich gedacht hab, ich hätte um mein Leben getwittert. Das stimmt aber offensichtlich gar nicht. Blockierte Accounts 112.

00:07:31: Gavin Find ich auch. Oh, ja.

00:07:48: silbendrechsler Das weiß ich nicht, ist das viel? Findest du das viel? Ja. 16?

00:07:50: Gavin Also ich kann ja mal vergleichen, weil ich habe meinen Twitter-Account nicht gelöscht, er liegt nur brach. Ich brauche ihn aber tatsächlich noch zur Recherche, um darüber zu sprechen. Ich habe seit 2008 27.470 Postings geschrieben, was auch verhältnismäßig wenig ist. Auf der anderen Seite, ich meine, worüber sprechen wir? Von 2008 bis 2024 sind wie viele Jahre?

00:08:10: Gavin 16 Jahre, 16 Jahre mit 365 sind 5840 Tage. Das heißt, wir haben immer noch deutlich mehr als einen Tweet am Tag geschrieben, aber es fließen ja auch Antworten mit ein und so. Aber man sieht schon, wir haben da viel Zeit verbracht. Und zu deiner Frage nach den blockierten Accounts,

00:08:26: Gavin Da bin ich der falsche Ansprechpartner und lustigerweise mein früherer Podcast-Kollege Dennis Horn ja auch. Wir beide haben nämlich eine Twitter-Erfahrung, die quasi ohne Blogs ausgekommen ist. Also wir beide haben nie jemanden blockiert und dementsprechend kann ich das nicht einschätzen. Ich glaube 100 ist verhältnismäßig wenig, wenn du mit Blog arbeitest. Ich kenne Leute, die haben eine fünfstellige Anzahl an Accounts blockiert und dagegen ist 100 natürlich nichts.

00:08:51: silbendrechsler Ja, also tatsächlich habe ich mich auch ein bisschen gewundert, als ich das vorhin gesehen habe, weil ich mich auch nicht erinnern kann. Ich könnte dir keinen einzigen Account nennen, den ich bewusst geblockt habe, aber vielleicht sind es auch viele Bots oder so gewesen. Keine Ahnung.

00:09:01: Gavin Ich ein.

00:09:04: Gavin Wahrscheinlich, ja. Also ich habe einen Account geblockt und das ist Erika Steinbach. Einfach nur weil ich die, die hat mich auf eine Art provoziert emotional, die ich nicht erleben wollte. Und zwar ganz anders als so strammrechte Trolle. So, da konnte ich irgendwie das, ich weiß, dass ich, ich weiß ja, wo ich stehe und so und da kann ich einfach irgendwie, das kann ich, kann ich drüber hinweglesen. Aber Erika Steinbach hat eine Art der, der Penetrant, mit der ich nicht umgehen will. Und das ist der einzige Account, den ich blockiert habe.

00:09:34: silbendrechsler Ja gut, ich habe natürlich mehrere Töter-Erfahrungen sozusagen, eine dienstliche und eine private und privat war es mehr Gaming bezogen und obwohl man der Community ja auch nachsagt, gerne mal ein bisschen toxisch sein zu können, habe ich da tatsächlich nicht so schlechte Erfahrungen gemacht.

00:09:51: silbendrechsler dienstlich ist das nochmal eine ganz andere Hausnummer. Wenn du für ein Medienunternehmen da aktiv bist, sieht das natürlich nochmal anders aus. Und da haben wir zum Beispiel auch überhaupt nicht geblockt. Aus Prinzip nicht, weil das ja auch interessanterweise bei so einer Plattform für viele eine Auszeichnung war, wenn man da geblockt wird. Und das alleine schon ein Grund war zu sagen so, nee, dann wisst ihr was, könnt ihr gerne am langen Twitter-Arm verhungern, aber so, das kann man ja auch ignorieren. Das ist jetzt auch nicht so schwierig.

00:09:53: Gavin Klar, ja. Ja, stimmt.

00:10:18: Gavin Finde ich auch. Ja, das verstehe ich total. Oh.

00:10:21: silbendrechsler Ein bisschen Historie habe ich auch noch mal nachgelesen. Da habe ich jetzt auch einfach tatsächlich nur mal in den Wikipedia-Eintrag geschaut. Aber das war auch noch eine ganz nette Zeitreise. Tatsächlich hat Twitter ja so ein bisschen Fahrt aufgenommen erst, als es das relativ schlau mal bei einem großen Medien- und Kreativfestival eingesetzt hat. Ich weiß nicht, wie viele dieses South by Southwest kennen von den Hörerinnen jetzt hier, aber das ist genau in Austin.

00:10:47: Gavin In Austin, Texas.

00:10:51: silbendrechsler Und die haben vermutlich gewusst, dass sie unter den Teilnehmenden natürlich eine Menge Tech-Journalisten haben, so Early Adopter und auch Köpfe, die natürlich relativ groß sind. Und dann haben die große Leinwände aufgestellt und haben im Prinzip den Twitter-Stream da einlaufen lassen. Das haben ja ständig Leute gesehen und erwähnt und da hat das offenbar so einen richtigen ersten Hype bekommen. Da konnte ich mich gar nicht mehr so richtig dran erinnern.

00:11:14: Gavin Also das ist eine Geschichte, die ich öfter gehört habe. Dafür war ich nicht so, dafür war ich zu jung, glaube ich. Aber ganz viele haben gesagt, dass das so ihre ersten Twitter-Kontakte waren, Twitter-Kontaktpunkte und natürlich auch direkt genau den perfekten Use-Case für Twitter auf den Punkt gebracht haben, weil die Welt, die Internetwelt, die Digitalwelt und auch die Popkultur, die Musik, alle sind da bei South by Southwest und es gibt irgendwelche Showcase-Konzerte und so. Und alle brauchen einen Ort, an dem sie darüber sprechen können. Und Twitter war genau zur richtigen Zeit, am richtigen Ort damals.

00:11:42: Gavin Das hat ganz viele Leute dahin gebracht. Ich schätze, das war 2007 aber schon, oder? Sicher weiß ich es aber nicht. Ja. Mhm. Mhm.

00:11:47: silbendrechsler Ähm, warte mal, wo hab ich denn das aufgeschrieben? Ja, 2007, richtig, genau. Twitter wurde im Sommer 2006 ja gelauncht und dann ein Jahr später war das dann, was ich gerade beschrieben hab. Twitter und Events ist ja sowieso so ein Ding. Ich hab dann nochmal geschaut, also das hat ja ganz früh schon eine große Rolle gespielt.

00:12:08: silbendrechsler Bei Events das ganze Ding, zum Beispiel 2010 bei der WM, wurden 2940 Tweets pro Sekunde rausgehauen. Und das ist wenig, wenn man später auf die nächsten Rekorde dann schaut. Das wurde dann 2011 schon gebrochen bei dem WM-Finale der Frauen, wo ich immerhin im Stadion war. Das war ja hier in Deutschland, in Frankfurt.

00:12:22: Gavin Krass. Krass. Ah, hast du mitgetwittert?

00:12:29: silbendrechsler Ich weiß es nicht mehr so genau, weil da war ich im Stadion. Ich glaube, da habe ich mit Sicherheit ein paar Fotos gemacht, aber weil ich da den Nerv hatte noch zu twittern, das weiß ich tatsächlich nicht. Ja. Schmeiß.

00:12:39: Gavin Darf ich da ganz kurz eine Frage reinschmeißen? Was war denn so von den wiederkehrenden Events im Jahr? Und das muss gar nicht die sein, wo du vor Ort warst, sondern auch die, die du von der Couch betrachtet hast, wo du sagst, das ging nur mit Twitter für mich. Ja. Ja, genau, der ESC.

00:12:54: silbendrechsler Also Sport-Events auf jeden Fall. Große, also Fußball, das man zu Hause geguckt hat oder auch bestimmte Fernsehmomente. Also ein Klassiker ist natürlich der Tatort. Genau. Ja, so Fernsehereignisse halt tatsächlich, was man gerne auch Lagerfeuer nennt. Wo du weißt, das gucken sowieso alle. Das ist jetzt wichtig, so Live-Momente halt. Ja.

00:13:10: Gavin Mhm. Ja. Genau.

00:13:20: Gavin Ja, und das ist nämlich weggefallen. Und das finde ich so bitter. Weil ich habe da nämlich in Vorbereitung auf heute so ein bisschen auch darüber nachgedacht, was waren denn so die Punkte, wo die Popkultur und Twitter für mich so Schnittmengen gebildet haben. Und für mich waren das Dinge wie, Markus Lanz moderiert werden, das ist das erste Mal. Oder die ESCs immer. Der Tatort, den hast du schon gesagt, ist auch so ein Ding. Kanzlerduelle. Das waren alles so Momente, da saß ich teilweise wirklich an zwei Bildschirmen.

00:13:39: silbendrechsler Ja.

00:13:48: Gavin Und jetzt kommt die große Lebensbereiche an zwei Bildschirme und habe auf dem einen Bildschirm das ganze Duell mitlaufen lassen, obwohl es auf dem Fernseher dahinter ja auch lief, damit ich Screenshots und GIFs ziehen kann, die ich dann live vertwittern kann. Also ich habe quasi einen Vollzeitjob gemacht in meiner Freizeit, weil mir das so viel Spaß gemacht hat.

00:14:07: silbendrechsler Ja, das ist auch völlig verrückt. Ich meine, ich hab auch schon im Stadion gestanden und hab getwittert, wo ich eigentlich hätte aufs Spielfeld gucken sollen. Also das ist so ein bisschen Guilty Pleasure. Aber man konnte auch manchmal nicht oder ich konnte manchmal nicht widerstehen, weil du hast halt auch wahnsinnig schnell Feedback bekommen. Saßen ja genug Leute auf der Couch irgendwo. Und das war einfach immer was, wo man wahnsinnig schnell in Kontakt kommen konnte mit allen möglichen auch großen Accounts. Ja, das

00:14:36: silbendrechsler Also es hat einfach auch wahnsinnig viele, das ist eine völlig unelegante Überleitung zu den Popkultur-Momenten, die ich mir notiert habe. Auch da habe ich ganz frech einfach mal in den Wikipedia-Eintrag geguckt. Als Michael Jackson 2009 gestorben ist, sind tatsächlich offenbar die Twitter-Server zusammengebrochen. Was ich auch krass finde auf das noch... Das war 2009, ja.

00:14:56: Gavin Das war 2009, oder?

00:14:59: Gavin Das war eine Zeit, wo quasi der Server-Zusammenbruch von Twitter ja noch Kult war. Also da gab es noch diesen sogenannten Fail Whale, ein großer Wahl, der angezeigt wurde, wenn das Netzwerk nicht mehr erreichbar war. Das ist gar nicht so selten passiert, manchmal auch aus heiterem Himmel. Und na klar, wenn so Sachen sind wie Michael Jackson stirbt, also Events, bei denen man heute noch weiß, wo man da war, als das passiert ist, kann ich mir schon vorstellen, dass das das Netzwerk nicht mitgemacht hat. Würde heute nicht mehr passieren, glaube ich. Oder wieder jetzt.

00:15:09: silbendrechsler Stimmt. Stimmt, den hab ich ganz verdrängt. Nee, ja, ja.

00:15:33: silbendrechsler Dann 2010 wurde der erste Tweet aus dem All abgesetzt von einem amerikanischen ISS-Astronauten. Tweet dann aus dem All.

00:15:39: Gavin Guck mal. Das wusste ich nicht. Das habe ich nicht gewusst. Das finde ich nicht gut.

00:15:44: silbendrechsler Und dann habe ich noch gefunden, also Twitter war natürlich für extrem vieles relevant, keine Frage, aber auch unter anderem für Filmerfolge. Da gab es eine Studie, die hat, vor allen Dingen für den amerikanischen Markt, das wird für den Deutschen vielleicht nicht ganz so gewesen sein, aber zumindest eine Tendenz ähnlich, für 2009 bis 2010 mal geschaut, wie das aussah. Und da ist es wohl so, je besser ein Urteil innerhalb der ersten 24 Stunden auf Twitter ausfiel, desto mehr Menschen besuchten dann in den folgenden Tagen den Film.

00:16:13: silbendrechsler Und ich meine, wir reden von einem Netzwerk, was ja immer nur, wenn man zumindest, wenn man die Zahlen anguckt, ja doch ein bisschen nischiger war als andere.

00:16:13: Gavin Glaub ich, ja. Ich glaube, in Deutschland vor allem. Also in Deutschland gibt es ja diese hervorragenden Zahlen über die täglich aktiven NutzerInnen aus dem Jahr 2019. Und wir reden da bei Facebook von einem Durchschnitt von 15 bis 23 Millionen. Also eine Spanne von am Ende der Einwohnerschaft von Nordrhein-Westfalen. Also wirklich viele, viele Menschen.

00:16:42: Gavin Und bei Twitter von 600.000, also Stuttgart gegen Nordrhein-Westfalen. Und das zeigt schon, wie egal Twitter in Deutschland tatsächlich war. Es war halt Netzwerk zur Selbstbestätigung von Journalistinnen meistens, die dann aber in ihren Medien, in ihren Berufen darüber geschrieben haben, wie wichtig Twitter ja eigentlich ist, weil ihre Kolleginnen und Kollegen ja auch da sind.

00:17:00: Gavin In den USA ist das, glaube ich, ein bisschen anders gewesen immer. Also da gab es schon sehr viele Leute aus der Breite der Gesellschaft, die tatsächlich dort ihre Meinung kundgetan haben oder auch mal Gedanken reingeschrieben haben oder sich irgendwie, naja, auch darüber hervorgetan haben, dass sie eben bei Twitter unterwegs sind. Und das war in Deutschland nicht ganz so doll der Fall, habe ich das Gefühl.

00:17:20: silbendrechsler Ja, das erklärt natürlich auch, warum in vielen Filmen und Serien Twitter dann entsprechend eingebunden war, weil es natürlich einfach relevant war und wenn man aktuell erzählt hat, dann war ja klar, dass Social Media dann in einer Serie vielleicht auch stattfindet und dann kam man an Twitter da auch nicht vorbei. Also ich erinnere mich vor allen Dingen an House of Cards.

00:17:38: Gavin Mhm. Mhm. Haha. Mhm.

00:17:39: silbendrechsler Wo das natürlich mega wichtig war, weil es um amerikanische Politik halt ging. Und da gibt es schon viele viele Szenen, natürlich habe ich keine mehr gefunden, es war wahnsinnig schwierig das irgendwo noch schnipselweise auf YouTube aufzutreiben und ich wollte nicht alle Staffeln nochmal gucken.

00:17:55: silbendrechsler Aber ich erinnere mich zumindest an eine Szene, die habe ich auch, glaube ich, gefunden, wo in der ersten Staffel die junge ambitionierte Journalistin, die bei irgendeinem großen Medienunternehmen arbeitet, sich mit ihrem Chef anlegt, weil der nicht einverstanden ist mit ihrer Arbeitsweise und dann fällt von ihm irgendein Kraftausdruck und das twittert sie quasi im Büro stehend live.

00:18:14: Gavin Ja. Arbeitet sie nicht sogar bei Politico? Wenn ich mich nicht... Ich glaube, die hat sogar bei Politica... Aber vielleicht täusche ich mich auch, vielleicht bin ich so einander. Aber es war sowas, ne? Mhm. Ja.

00:18:22: silbendrechsler Also im Zweifel sowas ähnliches. Ich weiß nicht, ob die das auch so genannt haben. Sie ist dann auf jeden Fall danach zu so einem, die war erst bei einer renommierten quasi Tageszeitung, ist dann zu einem kleinen Start-up gewechselt. Das ist auch sehr lustig, wenn man das sieht, weil dann geht sie dann von so einem etablierten Newsroom in so einem Raum, wo Leute lauter Leute auf Sitzdecken mit dem Handy in der Hand auf dem Boden rumhängen oder so. Das ist sehr lustig. Ja, sowas in der Art ist es.

00:18:41: Gavin Ja, also es ist so eine Art Politiker, ich glaube, wahrscheinlich nennt sich es nicht so. Aber es ist schon genau was du sagst, also diese Idee der Kurznachricht in die Welt zu schicken, war ja nicht wegzudenken in der Popkultur der Zehnerjahre. Also ich denke zum Beispiel an, du hattest ihn Computerspiele genannt.

00:19:01: Gavin City Skylines. Das ist so eine Art SimCity-Kopie, aber turbo-erfolgreich. Und während du dieses Spiel spielst, laufen oben die ganze Zeit Tweets über deine Arbeit als Bürgermeister. Also es gibt einfach auch Computerspiele, in denen das sozusagen auch fiktionalisiert verwendet wird, dass man so glaubt, die Stimme des Volkes, die wird eben in kurzen Sätzen ins Internet geknallt. Mhm.

00:19:25: silbendrechsler Ja, so lustig ist es. Ich hab jetzt auf der Gamescom gehört, es gibt ein neues Civilization. Und das geht ja immer von, weiß der Deul, bis quasi Zukunft oder Jetztzeit. Und eigentlich müsste es da sozusagen auch soziale Netzwerke mittlerweile geben. Aber ich weiß es nicht. Ich bin nie so ein Echtzeitstrategie-Spielerin gewesen. Das ist nicht so meins.

00:19:40: Gavin Ja, wahrscheinlich echt. Den habe ich nicht gesehen.

00:19:48: silbendrechsler Ja, dann hab ich mir noch notiert, ich hab halt auch einfach überlegt, wo ist mir Twitter aufgefallen so in Filmen, wo das wirklich gut gemacht war und hängen geblieben ist. Das war zum Beispiel auch ein Film, der hieß Kiss the Cook mit Jon Favreau, den viele vielleicht aus dem Star Wars Kontext kennen.

00:20:09: silbendrechsler der Regisseur ist, aber eben auch Schauspieler, und da spielt er einen Chefkoch, der erstmal unangenehm auffällt, weil er sich in seinem Restaurant, der ist total genervt von seinem Chef, der will immer, dass er seinen Signature Dish macht, so ein Lavakuchen, und er ist total genervt, weil er eigentlich viel fancierere Sachen machen will. Und dann gibt's einen Riesenstreit im Restaurant, und das eskaliert komplett, er scheißt einen Gast zusammen, und natürlich filmt es einer und setzt das auf Twitter, und da ist die Hölle los, und der ist halt völlig ahnungslos,

00:20:37: silbendrechsler Und das ist halt wahnsinnig lustig, wie das den ganzen Film über auch eine Rolle spielt und sein jüngerer Sohn, sein jüngster Sohn, der dokumentiert dann wiederum die Entwicklung seines Vaters, der schmeißt dann alles hin und macht dann einen Foodtruck und der junge Sohn dokumentiert das halt. Hieß es Wine? Gehörte das zu Twitter? Es gehörte zu Twitter, ne? Wo man nur so ganz kurze Videos gemacht hat und der, ja,

00:20:42: Gavin Ja, Wine gehörte zu Twitter, dieses Kurzvideo-Ding, ja.

00:21:02: Gavin Ja, und waren mega. Also es gibt ganz viele CreatorInnen, die ja auch bis heute aus der Weinzeit sozusagen stammen. Und ehrlicherweise hätten die einen längeren Atem gehabt, hätten sie das gegen TikTok starten oder werden können. Haben es aber leider nicht geschafft, wie so oft, genauso wie sie auch mit Periscope einen sehr, sehr frühen Live-Video-Player hatten, da damals, als von Twitch noch nicht die Rede war. Also die frühen Leute bei Twitter und auch das muss man ja mal dazu sagen, so rein unternehmenskulturell,

00:21:15: silbendrechsler Ja. Ja.

00:21:30: Gavin Twitter war ein Unternehmen, bei dem Menschen teilweise zehn Jahre gearbeitet haben. Das ist für ein Tech-Unternehmen im Silicon Valley eine absolute Ausnahme. Die switchen alle zwei Jahre von Google zu Facebook und zurück. Und natürlich nicht alle, ein bisschen überdramatisiert. Aber bei Twitter gab es das eben nicht, sondern das waren Leute, die sehr, sehr loyal dem Unternehmen gegenüber standen. Das ist eine Kultur, die auch kaputt gemacht wurde, als Mask dahin kam.

00:21:53: Gavin Und die hatten eben einen Spirit und dieser Spirit war eben auch einfach mal Dinge ausprobieren, so wie sie eben mit Twitter Spaces dieses Klapphaus-Double irgendwann hatten oder eben, wie du sagst, Wein damals.

00:22:05: silbendrechsler Ja, ja, weil es war schon irgendwie faszinierend, was Leute mit so einem kleinen Tool gemacht haben, was das an Kreativität natürlich dann auch freigesetzt hat. Also ich hätte dafür jetzt keine spektakuläre Idee gehabt, aber das hat der Film Kiss the Cook halt wahnsinnig gut gezeigt, wie am Ende so ein kleiner, aus ganz kurzen Schnipseln, ein wahnsinnig kreativer, unterhaltsamer Mini-Film entsteht. So eine Mini-Dokumentation quasi.

00:22:28: Gavin Ja, voll. Also ich finde das total faszinierend. Man kann sich bis heute bei YouTube The Wine Compilations anschauen. Das ist ja die Höchstform der Kreativität. Das ist wahnsinnig toll.

00:22:40: silbendrechsler Ja, also ich würde den Film auch tatsächlich, der ist schon ein bisschen älter, aber ich würde den durchaus empfehlen. Das ist unterhaltsames, charmantes, das ist so ein bisschen so ein Mix aus Comedy und keine Ahnung, ach ich weiß gar nicht, Genre, wie man das erklärt. Aber es ist wurscht, es ist wirklich einfach ein schöner Samstagabend auf der Couch. Kann ich wirklich empfehlen, selbst wenn man sich nicht für Twitter interessiert.

00:23:01: Gavin Und weißt du, was ich glaube, warum für Hollywood Twitter so interessant ist? Nicht nur für Hollywood, aber vor allem für Hollywood, weil mit Twitter ja eine, ich würde sagen, tatsächlich gesellschaftliche Veränderung herging. Denn das Internet gab es schon länger, es gab Blogs und es gab alle möglichen Leute, die im Internet Dinge publizieren konnten. Aber wir hatten plötzlich einen Ort, an dem wir in Echtzeit miteinander Dinge austauschen konnten.

00:23:22: silbendrechsler Ja. Absolut, das war einfach auch wirklich richtig dunkel von Facebook damals, das aufzugeben, weil das war auch das, was daran Spaß gemacht hat.

00:23:22: Gavin Du hast mit keinem anderen Medium, bis heute ist es so, ehrlicherweise, mit keinem anderen Medium die Möglichkeit, so schnell Dinge in die Welt zu setzen wie über Twitter oder über X heute halt. Und das ist natürlich ein gefundenes Fressen für alle, die irgendwie auf der Suche nach Stoff für Geschichten sind. Ja.

00:23:51: Gavin Gut, auf der anderen Seite hat Facebook damit sehr, sehr, sehr viel Geld verdient, dass sie das aufgegeben haben, weil sie gesagt haben, der Idealismus des Echtzeitaspekts ist uns nicht so wichtig, wie eine algorithmisierte Timeline, die schön Werbung platziert und viel lernt über Leute, denen man Werbung ausspielen kann. Das ist so, ja. Auch wahr.

00:23:52: silbendrechsler Noch. Ja, ja wahrscheinlich. Ja. Ja gut, das muss man sagen. Also Twitter hat zwar viel technologisch, glaube ich, freigesetzt an tollen Dingen, aber mit Geld verdienen wir sie nicht ganz so gut. Sonst hätten wir das Debakel nicht, vor dem wir heute stehen.

00:24:21: silbendrechsler Also ein jüngstes Beispiel, was ich mir noch notiert habe, ist tatsächlich Ted Lasso. Das hast du, glaube ich, auch nicht gesehen. Wunderbare Serie. Also dafür lohnt sich, ich weiß nicht, ob man noch 14 Tage Trialphase bekommt bei Apple TV. Dann kannst du es durchbingen.

00:24:26: Gavin Hab ich auch nicht gesehen. Ich schäme mich. Ich hab sogar Apple TV Plus und ich hab's nicht gesehen. Ja, Katastrophe.

00:24:38: silbendrechsler Mensch, Gewinn. Egal. Das ist natürlich auch klar, wenn aus der aktuellen Sportwelt erzählt wird, auch dann kommst du nicht ohne Social Media Einbindung irgendwie aus. Das kannst du natürlich nebenher laufen lassen als Erzähler, als Erzählerin.

00:24:54: silbendrechsler Aber ich finde, die haben das irgendwie ganz witzig auch gemacht, weil teilweise die fiktiven Charaktere in der Serie eben auch Twitter-Accounts hatten. Also zum Beispiel der ständig wahnsinnig gut gelaunte mexikanische Spieler Danny Rojas, dessen letzter Tweet übrigens lautet, Football is live. Das hat er in der Serie ständig gesagt. Das ist wirklich ganz herzlich. Und das haben die halt natürlich eingebunden, weil ja klar war, dass sie ständig zeigen, wie Ted Lasso kollidiert mit der englischen Presse.

00:25:02: Gavin Mhm.

00:25:22: silbendrechsler wie ihn die Fans beschimpfen, die ihn ständig als Wanker abtun am Anfang und wie natürlich Skandale und Skandälchen da auch losgetreten werden.

00:25:30: Gavin Ja, das ist ein toller Punkt, diese fiktiven Charaktere, die Twitter-Accounts haben, weil das ja noch mal so eine neue Achse aufmacht, um auch zu erzählen. Ich denke zum Beispiel an Bojack Horseman. Die Serie habe ich zum Beispiel gesehen, eine Zeichentrickserie für Erwachsene, in der es um ein Pferd geht, das in den 90er-Jahren in einer Sitcom die Hauptrolle spielt und danach nur noch gescheiterter, alter ist. Ganz tolle Serie, sehr düster, sehr trist auch, aber ganz, ganz toll. Ich glaube sogar Netflix Original, sicher bin ich mir nicht.

00:26:02: Gavin BoJack hatte auch einen Twitter-Account und hat sich dazu Dinge ausgelassen, die so in der Welt passieren, aber auch die mit ihm geschrieben werden. Oder auch toll, der Kölner Dom hatte auch einen Twitter-Account und hat halt immer zu jedem Ding getwittert. Also das ist nicht wirklich ein fiktiver Charakter, aber das ist schon...

00:26:19: silbendrechsler Oh, das gab es hier aber in Frankfurt auch. Hier gab es ja mal so einen großen, ich habe vergessen, wie der Turm hieß, aber da waren so ein paar Uni-Einrichtungen drin und der ist irgendwann dann mal, weil der wirklich, der war legendär dafür, dass immer empfohlen wurde. Ich habe da teilweise auch noch Veranstaltungen drin gehabt.

00:26:36: silbendrechsler Bitte nicht, fahrt auf keinen Fall mit dem Aufzug. Ihr habt eine ganz hohe Chance, dass ihr damit stecken bleibt. Lauft lieber in den 28. Stock zu Fuß. Es ist sicherer. Und das Ding ist dann irgendwann mal gesprengt worden, weil es wirklich einfach nicht mehr tragbar war. Und der hatte auch einen Twitter-Account und es war wahnsinnig lustig, weil die Sprengung, das ist ja mitten in der Frankfurter Innenstadt, die Sprengung würde natürlich irgendwie von hessischen Rundfunk übertragen und das war ein großes Spektakel und es wurde alles abgesperrt und so.

00:26:50: Gavin Mhm. So, na.

00:27:03: silbendrechsler Und je näher diese Sprengen rückte, desto wilder hat das Ding halt getwittert. Und am Morgen der Sprengungen gab es dann irgendwie so Tweets wie, einmal noch den Taunus sehen. Und dann kratte er, wie hieß der?

00:27:19: silbendrechsler Da wurde dann auch der Typ genannt, der Sprengmeister, der natürlich auch in allen Medien immer gefragt wurde, wie er das macht und so und wurde dann da getwittert, Carter Eddy, drück ab! Das ist wahnsinnig unterhaltsam gewesen, den habe ich glaube ich irgendwo noch gescreenshotted, den gibt es auch noch.

00:27:24: Gavin Ja, na klar. Ich habe sowas auch mal gemacht. Ich habe es gerade parallel gegoogelt. Im August 2022 ist in Bremerhaven ein Leuchtturm drohte, umzukippen. Es war so eine Sommerlochmeldung, über die alle gesprochen haben. Und ich habe einen Twitter-Account gemacht, bei dem ich quasi in jeder Stunde geschrieben habe, ob der Leuchtturm noch steht.

00:27:53: Gavin Anfangs war das immer noch sehr oft ja, ja, ja, ja, ja. Und später bin ich völlig frei gedreht. Den Account gab es nur drei Tage und der hat 96 Posts abgesetzt. Es war toll, es war halt eine Spielwiese. Du konntest alles machen und es gab halt auch so Verlängerungen. Es waren ja nicht nur die fiktiven Charaktere oder die

00:28:13: Gavin die Dinge, denen man ein Leben eingehaucht hat dadurch, sondern wenn ich zum Beispiel an den Rap denke, wie viele Rap-Twistel, sagt man das so, Battles, über Twitter verlängert wurden. Wenn ich mir überlege, was Flair alleine über Twitter möglich gemacht hat, das war alles immer irgendwie bedeutsam und wichtig und das alles in so einem kleinen, nischigen, seltsamen Liebhabernetzwerk. Tolle Zeit, ja.

00:28:23: silbendrechsler Beefs.

00:28:39: silbendrechsler Ja, da gab es halt auch wahnsinnig lustige von diesen, ich weiß gar nicht, wie man diese Kategorie von Twitter-Accounts nennt, aber es gab ja zum Beispiel auch die Todesstern-PR, der Death Star PR. Das war wahnsinnig witzig, weil da irgendjemand immer getwittert hat in so einer Art Business-Jargon, aber bezogen halt auf Star Wars und Todesstern-Universum. Das war auch sau lustig. Also das hat einfach, Twitter war einfach wahnsinnig unterhaltsam.

00:28:58: Gavin Fantastisch. Ja, das ist so. Ja.

00:29:05: silbendrechsler Und Spiele ist natürlich auch so ein Thema. Da kamst du auch um Twitter einfach nicht drum rum, weil das natürlich eh eine Community ist, die sich gerne austauscht und es eine Phase gab, da war halt Discord oder Reddit noch nicht ganz so groß, würde ich sagen. Das war halt das, was man hatte, um sich schnell auszutauschen, auch von Gaming-Events und so weiter. Und du konntest aus weißer Toll wie vielen Spielen und Spieleplattformen heraus halt direkt twittern, zum Beispiel World of Warcraft.

00:29:33: Gavin Jaja, das ist perfekt. Also ich habe das Gefühl, dass es das auch bei GTA gab, dass du von GTA aus sozusagen irgendwie eine direkte Verbindung zu deinem Twitter-Account herstellen konntest. Da habe ich es leider nicht gegen gecheckt. Warte mal, GTA, Twitter.

00:29:46: silbendrechsler Also auf jeden Fall konntest du es von der Playstation und von der Xbox heraus. Also bedeutet ist das eigentlich auch, dass du das direkt aus dem Spiel rauskontest, weil die Funktion quasi implementiert war. Es gibt ja eine Taste, wo du direkt einen Screenshot machen kannst und du konntest auch, ich glaube Playstation hat das gemacht, das hat dann automatisch die letzten 5 oder 15 Minuten gecaptured.

00:30:03: Gavin Ja. Ja. Ja.

00:30:12: silbendrechsler Und wenn du auf Share gedrückt hast, dann konntest du das auf verschiedenen Netzwerken teilen. Und dadurch konntest du es im Grunde aus jedem Spiel raus machen. Das war dann gar nicht spielgenuin, sondern plattform-eigen.

00:30:25: Gavin Das Spannende ist aber ja, dass die Welt sich auch so verändert hat, dass es jetzt auf neuen Generationskonsolen wahrscheinlich gar nicht mehr nötig wäre. Also wohin teilt man denn jetzt so einen Screenshot, wenn nicht direkt in diese Community-Funktion dieser eigenen Konsolen? Also ich habe das Gefühl, dass sich auch das Bedürfnis der Leute schon verändert hat. Also als wir mit Twitter angefangen haben alle, also du 2008 und dann so die 5, 6, 7 Jahre, 8er Jahre danach,

00:30:51: Gavin hat sich ja schon auch ein Verständnis verändert. Also damals der alte YouTube-Claim, broadcast yourself, das war damals unser Selbstverständnis. Wir haben alles erzählt, was wir zu erzählen hatten. Bei Instagram wurde das Mittagessen hochgeladen, bei Twitter wurde der politische Take veröffentlicht oder irgendjemand hat sich zu Hause ausgesperrt oder wurde von der One-Night-Stand zu Hause eingesperrt oder was auch immer.

00:31:11: Gavin Das waren alles Geschichten, die wir bei Twitter so erzählt haben. Und ich glaube, das ist so ein... Jetzt weiß ich nicht genau, wie alt du bist, aber ich glaube, das ist schon so ein Millennial-Ding, weil wir so damals unbedarft an die Sachen herangegangen. Und ich glaube, die Generation nach uns ist deutlich weniger freizügig mit privaten Geschichten und Informationen, als wir das noch waren. Mhm.

00:31:33: silbendrechsler Ja, das kann wohl sein. Ich meine, es gibt ja diese, wie heißt das, 90-91-Regel, kann man das nicht nennen, aber dass man das halt quasi der größte Teil heute quasi passiv ist auf diesen Social-Media-Plattformen, neun Prozent so ein bisschen was, vielleicht auch mal kommentieren oder so, und nur ein Prozent extrem viel reagiert und schreibt und kommentiert und so weiter. Und das verschiebt natürlich auch extrem den Diskurs.

00:32:02: Gavin Ja, absolut. Es gibt beide Ebenen. Es gibt auf der einen Seite die Ebene, dass ich mache ein Thema auf, ich schreibe jetzt was in die Welt. Und das andere ist eben, wie reagiere ich auf die Themen anderer Leute. Und bei ersterum hat sich glaube ich schon verschoben, dass nicht alle das Gefühl haben, sie haben was Wichtiges der Welt mitzuteilen, sondern es sind meistens weiße Männer zwischen 30 und 50, die das so empfinden.

00:32:25: Gavin Und die andere Ebene, diese Kommentierebene, sind halt meistens die Leute, die entweder stören wollen oder die das Gefühl haben, dass ihre Meinung meistens untergeht. Und das ist meistens nicht der Fall übrigens. Oh.

00:32:37: silbendrechsler Ja, also ich habe übrigens noch mal nachgeguckt, wann denn, also mittlerweile kannst du fast nirgends so mehr twittern aus den verschiedenen Plattformen raus. Also Sony und Microsoft haben das letztes Jahr aufgegeben, Nintendo erstaunlicherweise erst kürzlich, aber die hängen ja immer ein bisschen hinterher.

00:32:53: Gavin Stimmt, ich glaube, da haben wir darüber gesprochen. 42.000 Dollar ist, glaube ich, die Summe her.

00:32:56: silbendrechsler Wir haben auch die älteste Konsole, da kann man auch mal später aussteigen. Aber man muss auch dazu sagen, dass das mit Sicherheit eher monetäre Gründe hat als irgendwelche anderen, weil natürlich für diese Schnittstelle X ja mittlerweile wohl ganz gepflegte Preise aufruft und natürlich die Hersteller sagen auch, ja, da sagen die sich auch, viel Spaß, das könnt ihr mal alleine machen. Ja klar.

00:33:22: Gavin Und auch zu gutem Recht, mit gutem Recht. Ich finde es so interessant, weil wir, wenn wir kurz mal ins Jetzt schauen. In Brasilien wurde X ja neuerdings gesperrt. Ich fühle das jetzt gar nicht alles zusammen, das ist wahnsinnig kompliziert. Also am Ende, X hat sich nicht ans Gesetz gehalten und ist jetzt nicht mehr erreichbar.

00:33:40: Gavin Was aber passiert ist, dass zum Beispiel JN, das ist die größte Nachrichtensendung in Brasilien, also die Tagesschau von Brasilien sozusagen, die haben in ihrer Bauchbinde, da wo sonst der Twittervogel war, haben sie einfach den Vogel durch einen Blue Sky Schmetterling ausgetauscht. Also die haben sich einfach gesagt, gut, dann gehen wir jetzt halt woanders hin. Und ich glaube, da ist kein Weg zurück. Ich glaube, es gibt den Weg zu Twitter nicht zurück.

00:34:00: silbendrechsler Mmh.

00:34:02: Gavin Das ist natürlich ein bisschen Festhalten an alten Idealen und alten Werten, weil vielleicht gibt es einfach gar nicht mehr das Bedürfnis zu einer täglichen Nachrichtensendung in Echtzeit sich auszutauschen im Internet, was ich mit Veränderungen des Umgangs meine.

00:34:19: Gavin Aber ich finde das so interessant, dass wir das in Europa zum Beispiel völlig verkackt haben, einen Ersatz zu finden. Es gibt so viele Nebenschauplätze. Du hast mit Threads eine Plattform, die anders funktioniert. Du hast mit Blue Sky eine Plattform, die kaum jemand benutzt. Du hast mit dem Fidiverse eine Welt, die fast schon verschrien ist unter allen, die nicht gerne dort sind. Also es gibt so viele kleine Nebenschauplätze, die es aber so schwierig machen, diese alte Kultur irgendwie weiterleben zu lassen.

00:34:49: silbendrechsler Ja, ich glaube, die ist einfach gone. Also ich glaube schon auch, dass die nicht zurückkommen wird. Und die Zeit, über die wir reden, ist natürlich auch gar nicht so lang gewesen. Also es kommt einem immer so vor, als wäre das eine nähere Entwicklung, ist es natürlich irgendwie auch nicht. Ja, also 2020 gab es nochmal Twitter-Rekorde, habe ich nachgelesen.

00:34:51: Gavin Ja.

00:35:10: silbendrechsler Wenn wir noch bei Gaming sind, da war es tatsächlich, wir erinnern uns, da war gerade eine ziemlich unangenehme Pandemie. Alle saßen zu Hause und haben natürlich alles Mögliche zur Unterhaltung genutzt, auch Spiele. Und da war es wohl so, dass das Thema Gaming auf Twitter um 75 Prozent zugenommen hat im Vergleich zum Vorjahr. Also da sieht man mal, was für eine Relevanz das eben doch für die Gaming-Community hatte, klein oder nicht, das Netzwerk. Es war nicht, egal war es irgendwie auch nicht.

00:35:29: Gavin Kann ich verstehen, ja.

00:35:39: Gavin Nee, überhaupt nicht. Also beim Gaming stimme ich dir zu, aber ich denke auch an so Dinge wie Kamala Harris, die Biden anruft kurz nach der Wahl von Biden. Das ist auch in die Pandemie gefallen, wie sie einfach nur sagt, we did it, Joe. Oder viel weiter früher das Ellen DeGeneres-Oscars-Safie, was der erfolgreichste Tweet dann zu dem Zeitpunkt war.

00:35:57: silbendrechsler Mhm.

00:36:00: Gavin fast alles, was Barack Obama gemacht hat, auf Twitter war damals, hat Rekorde gebrochen und irgendwelche Marker gesetzt. Es war einfach so, dass Leute, die sich, ich glaube Twitter war nicht für alle, nie, aber Twitter war für die Leute, die sich interessiert haben, dafür, was in der Welt passiert, immer das wichtigste Tool, das beste Tool und deswegen reden wir jetzt gerade auch so über Twitter, weil Leute wie wir halt, und das sind leider sehr oft Journalistinnen und Journalisten, da sind wir bei dem Problem, das ich immer hatte, aber

00:36:28: Gavin Twitter war halt ein Ort, den man sich, wenn es ihn nicht gegeben hatte, hätte erfinden müssen. Weil das eben so toll war, dass es all diese Dinge dort gab, die wir uns fast nicht hätten erträumen können. Das klingt alles so schön und so verklärend im Nachhinein.

00:36:44: Gavin Man darf ja nicht vergessen, es gab auch früher schon Scheißzeiten auf Twitter. Ist so. Aber das, was du sagst, stimmt schon. Also während der Pandemie weiß ich auch noch, dass es eigentlich eine absolute Dauerfeuer auf Twitter gab von allen, weil wir alle nichts zu tun hatten, außer zu Hause rumzusitzen und Tweets zu schreiben.

00:37:02: silbendrechsler Ja, also Twitter hat natürlich auch in anderen Bereichen

00:37:08: silbendrechsler Also vieles verändert in der Kommunikation, in der Politik natürlich. Du hast ja hier amerikanische Politik schon erwähnt. Also Obama hat ja Twitter damals noch gar nicht so sehr zur Öffentlichkeitsarbeit genutzt, sondern eher auch zur Kommunikation, aber das ist heute natürlich ganz anders. Wahrscheinlich auch immer noch, obwohl wir, um es mit meinem Lieblingsfilmpodcast zu sagen, jetzt von Elmo Musk's Social Media Health Site reden.

00:37:15: Gavin Mhm. Mhm. Ja.

00:37:39: silbendrechsler Aber sie hat halt leider immer noch eine gewisse Relevanz, einfach weil Leute sie nicht loslassen können. Was mich persönlich mittlerweile fast ein bisschen ärgert. Ich hab losgelassen, ihr müsst jetzt auch, finde ich.

00:37:47: Gavin Die haltest.

00:37:51: Gavin Nein, das Ding ist halt leider, dass alle Leute, die ihn auch auf Twitter veröffentlichen, Anreize bieten für andere, die dort einfach nur lesen, um dorthin zu kommen. Das heißt, jeder, der einen Tweet schreibt, hilft dabei, die Plattform größer zu machen. Auch wenn es ein bisschen, es klingt ideologisch, aber es ist so. Und jeder, der hilft, die Plattform größer zu machen, hilft dabei, am Ende Elon Musk bei der Erfüllung seiner Mission, wie auch immer die aussieht, zu helfen. Und ich bin mir nicht sicher, ob man Erfüllungsgehilfe von einem der gefährlichsten Milliardäre der Welt sein möchte.

00:38:22: silbendrechsler Ja, wahrscheinlich muss die Antwort darauf nein lauten, wenn man halbwegs auf demokratischen Füßen steht.

00:38:25: Gavin Ja, wahrscheinlich ja. Mhm.

00:38:30: silbendrechsler Gut, das werden wir nicht ändern können, aber weil wir jetzt schon gerade bei X sind, allein diese Namensänderung, ich weiß, da hast du schon erklecklich viel in deinem Podcast drüber gesprochen, aber das ist, also ich bin da echt immer noch und immer wieder mal fassungslos, wie man was, was so stark auch in den Sprachgebrauch übergegangen ist, wenn man einfach, wenn man Unternehmer ist, ernsthaft über den Board werfen kann, über Board wirft.

00:38:58: Gavin Also die These, die da ja drin liegt, was du sagst, ist ja, dass Elon Musk vorhatte oder glaubte, dass X wirklich größer werden könnte als Twitter. Und ich glaube, das hat er gar nicht vorgehabt. Ich habe immer mehr das Gefühl, dass, bei mir erhärtet sich das Gefühl erst seit einigen Wochen, aber immer mehr das Gefühl, dass das bewusste Downsizing dieser Plattform Teil des Plans war.

00:39:19: Gavin dass es Teil des Plans war, daraus ein kleines Splitternetzwerk für Rechte zu machen, ein Truth Social mit Vorgeschichte quasi. Und für den war der Name Twitter aufgeladen mit Moralinen und das wollte er nicht haben. Was aber eigentlich früher oder später eher dazu führen könnte, dass wir uns den Namen Twitter ja irgendwann vielleicht einfach zurückholen können, auch wenn er noch die Rechte daran hält. Aber ich denke mir ist...

00:39:43: silbendrechsler Ja, interessante Theorie, ja. Ich weiß nicht, hat er da jemals, man kann ja Interviews mit ihm natürlich stand jetzt eigentlich nicht mehr hören, weil ich glaube auch, er keine Interviews mehr an einigermaßen seriöse Medien gibt. Zumindest könnte ich mich jetzt in der jüngsten Zeit an keins erinnern. Ich weiß aber nicht, ob er da jemals irgendwo was an irgendeiner Stelle dazu gesagt hat. Wüsste ich jetzt jedenfalls nicht.

00:40:02: Gavin Nee.

00:40:06: Gavin Nein, hat er nicht. Nein, hat er nicht. Und ich glaube auch, dass er, wenn man ihn mal in einem ganz ruhigen Privatmoment erlebt, dass er selber diese Namensänderung nicht für die beste Idee hat. Also, weil dafür wird es zu selten abgefeiert. Es wird so vermimt von ihm selber auch. Und dann gibt es diesen Claim, blaze your glory, der Satz, der überhaupt gar keine Bedeutung hat. Und es ist alles so, es fühlt sich alles an, als wäre Twitter jetzt das, was in GTA 5 die Parodie auf Twitter irgendwie war.

00:40:16: silbendrechsler Ja.

00:40:36: Gavin Und das Problem ist, dass Elon Musk sich aber eben genau auch für so eine Figur eben hält. Das hat mal ein Gast bei mir gesagt im Podcast. Finn Krüger hat das gesagt. Er meinte, Elon Musk ist ein wannabe Tony Stark. Also er ist jemand, der sich eigentlich selber für Iron Man hält. Leider lebt er aber nicht in einer Welt, in der es Iron Man gibt. Und das ist ein Problem.

00:40:58: silbendrechsler Ja, voll. Also ich meine, ich habe Elon Musk früher, vor X sozusagen, so am Rande wahrgenommen als jemand, von dem ich zwar wusste, okay, der hat die viele Sachen, in denen er da drinsteckt, jetzt nicht erfunden, aber offensichtlich hat er ja einen ganz guten Riecher für Dinge, die irgendwie relevant oder wichtig sind. Ob das jetzt hier Tesla war und relativ früh auf Elektromobilität gesetzt hat und da hat er auch keine völlig dummen Sachen gesagt.

00:41:27: silbendrechsler Ich weiß nicht, was da passiert ist bei ihm. Man soll ja Menschen nicht aus der Ferne irgendwie psychologisch beurteilen, aber ich habe schon das Gefühl, dass da irgendwann mal irgendwas ganz furchtbar kaputt gegangen ist.

00:41:31: Gavin Nein, doch.

00:41:39: Gavin Ja, also es gab autobiografische Ereignisse, wie zuletzt die seiner Tochter, die mit männlichen Geschlechtsmängmalen auf die Welt gekommen ist. Und das hat Elon Musk nie verkraftet, eine Transperson als Kind zu haben, das gefällt ihm nicht. Das hat ganz, ganz viele Knicke in seiner Biografie ausgelöst, ganz offensichtlich, sagt er auch selber.

00:42:04: Gavin Hinzu kommt, glaube ich, die ganz persönliche narzisstische Art von Elon Musk, die sich zum Beispiel darin gipfelte, dass er, als er erfahren hat, dass Barack Obama mit seinen Tweets erfolgreicher ist als er, dass er seine Mitarbeiter an einem Freitagabend zurück ins Büro gerufen hat, um seinen Account zu boosten. Und seitdem werden die Tweets von Elon Musk algorithmisch mit dem Faktor 1000 verstärkt im Vergleich zu den anderen Leuten.

00:42:25: Gavin Und mein Lieblingssatz dazu ist eigentlich zu sagen, es gibt so eine Floske, die lautet, hättest du geschwiegen, wärst du Philosoph geblieben. Das gilt bei Elon Musk mehr als bei jedem anderen Menschen, weil seitdem er angefangen hat selber so prominent in Erscheinung zu treten, ist wirklich auch dem letzten Herbert, der einfach nur einen Tesla haben wollte, weil seine Tochter meinte Pharma Electro,

00:42:47: Gavin Klar, dass der Typ, auf gut Deutsch gesagt, nicht ganz koscher ist. Und das ist für Elon Musk früher oder später ein großes Problem, weil alle seine Marken, also ob Tesla oder SpaceX oder die Boring Company oder X eben jetzt auch,

00:43:03: Gavin Die alle sind unweigerlich an ihn gekoppelt. Also das ganze Marketing, alle diese Unternehmen, läuft eben nicht über eine klassische Marketingkampagne, sondern immer nur über Elon Musk. Er ist das Marketing. Und wenn er aber versagt, dann versagen auch diese Unternehmen früher oder später. Das siehst du an Tesla in den letzten Jahren massiv. Das siehst du auch an X. Aber egal, was er erzählt, X läuft nicht gut. X hat riesengroße finanzielle Schwierigkeiten. X hat keine Werbekunden mehr. X ist am Arsch. Das kann man nicht anders sagen.

00:43:18: silbendrechsler Ja.

00:43:33: Gavin Und das wird sich so durchziehen. Jetzt gerade gibt es Meldungen, dass SpaceX irgendwie verantwortlich sind für ein riesengroßes Loch in der Atmosphäre, das sich für eine Stunde aufgetan hat. Also dieser ganze Schleier um den Nachhaltigkeitspapst, der liegt sich gerade halt komplett, weil einfach auch immer mehr Geschichten rauskommen, bei denen du merkst, okay, das geht hier nicht um Nachhaltigkeit. Es ging hier immer nur um irgendeine Art der Unsterblichkeit.

00:43:59: silbendrechsler Ja, ich habe mittlerweile wirklich das Gefühl, dass der eigentlich nur Glück hatte, also einen guten Riecher hatte, ein bisschen Glück hatte, zum richtigen Zeitpunkt, am richtigen Ort gewesen zu sein. Aber das tendenziell, und das geht ja auch uns alle an, dass wir vielleicht alle so ein bisschen naiv gewesen sind und wir möglicherweise so was Ähnlichem wie einem Hochstapler aufgesessen sind. Das habe ich mittlerweile fast das Gefühl, irgendwie.

00:44:22: Gavin Natürlich, hundertprozentig. Also zum Beispiel die Tatsache, dass Musk sich Tesla-Gründer nennt, fußt nicht darauf, dass Musk Tesla gegründet hat, sondern als er das bestehende Elektroauto-Unternehmen Tesla gekauft hat, hat er in den Vertrag schreiben lassen, dass er sich Mitgründer nennen darf.

00:44:28: silbendrechsler Ja.

00:44:41: Gavin Also das ist nicht so, dass er wirklich irgendwie der große Visionär ist. Musk hat natürlich viele Sachen sehr, sehr clever und richtig gemacht. Das kann man nicht anders sagen, sonst wäre er nicht dort, wo er ist. Aber er hat das eben nie gemacht aus beispielsweise altruistischen Motiven, was ehrlicherweise für die meisten Unternehmer gilt, aber eben auch nicht einfach nur als wirtschaftlichen Motiven, sondern es sind fast immer ego-getriebene Motive.

00:45:05: silbendrechsler Ja, noch ein schöner Popkulturmoment übrigens zum Thema Tesla. Ein Film, den ich neulich gesehen habe, der heißt Leave the World Behind mit Julia Roberts und June McGregor, die einen

00:45:16: Gavin Ich glaube, ich habe davon schon mal gehört, von dem Film.

00:45:18: silbendrechsler Wirklich super Film, kann ich auch empfehlen. Der erzählt von einem New Yorker Ehepaar, dass sich spontan entschließt am Wochenende raus irgendwo zu fahren, sich so ein schickes Haus am Strand per Airbnb zu mieten. Und dann im Prinzip so eine Dystopie bricht um sie herum offenbar die Welt zusammen. Das wird nie so explizit gesagt, was da passiert, aber das Fernsehsignal ist nicht mehr empfangbar.

00:45:44: silbendrechsler Die Handys sind tot. Alles bricht mehr oder weniger zusammen. Irgendwann wird es ihnen dann doch unangenehm, weil der etwas merkwürdig wirkende Besitzer des Hauses dann auch wieder auftaucht und dann sitzen alle dann und sagen, wir bleiben hier nicht mehr. Komm, wir fahren jetzt zurück. Ist scheißegal, dass wir nicht wissen, was los ist. Wir fahren jetzt los. Und dann sind sie auf der Ausfallstraße und sehen dann aus der Ferne scheiße Stau und man denkt sich natürlich, ja klar, alle wollen weg. Bis sie sehen, das sind alles die gleichen Autos. Da stehen lauter Teslas.

00:46:13: silbendrechsler Und Julia Roberts steigt aus, guckt und guckt nochmal und du siehst an ihrem Blick genau ihren Gedankengang. Sie denkt nämlich so, fuck, fuck. Und dreht sich um, springt zum Auto und sagt, fahr, fahr, fahr. Was ist denn los? Und in dem Moment checkst du, ach so, da sitzt niemand drin in diesen Autos. Die sind natürlich ferngesteuert und dann kommt halt von hinten der nächste Tesla an, gerauscht und drischt auf alle Autos hinten drauf. Und das passiert so alle zwei Minuten.

00:46:31: Gavin mhm mhm

00:46:39: silbendrechsler Das ist auf der einen Seite witzig, auf der anderen Seite natürlich total spooky, weil das natürlich auch nicht nur Teslas betrifft, sondern im Zweifel sehr viele E-Autos, wenn sowas passieren würde, die sind natürlich hackbar, aber es ist ein bisschen lustig auch, weil es halt nur Teslas sind, die da rumhängen. Nee, ja.

00:46:55: Gavin Na vor allem, ja es gibt ja tatsächlich auch ein paar Dinge, die da, also lasst uns nicht zu lange über Tesla reden, weil da kriege ich einen Rappel, aber zum Beispiel der Cybertruck, der selber zum Meme geworden ist, ein Auto, das auch längst nicht so nachgefragt ist, wie man vielleicht gedacht hätte damals.

00:47:12: Gavin Ich glaube, jetzt will ich nichts Falsches sagen, aber ich glaube, es ist das erste serienreife Fahrzeug, das du so kaufen kannst, das keine echte Lenkung hat, sondern eine Software-Lenkung. Das heißt, wenn du das Lenkrad drehst, schick das an den Computer, das Signal, die Räder zu bewegen. Das ist eine Kleinigkeit, aber natürlich macht es das hackbarer und anfälliger. Das nimmt dem Ganzen die Unmittelbarkeit am Ende, weil wenn irgendwann die Software versagt, kannst du nicht mal mehr das Auto wegschieben.

00:47:41: Gavin Tesla ist auch als Gesamtkonzept diese ganze Verkaufe über, hey, wir haben hier lustige Pups-Kissen-Modus, hey, alles heißt irgendwie lustig wie in irgendwelchen Action-Filmen. Und die Tatsache, dass das Ganze vermarktet wird als Auto mit der Möglichkeit, einen Autopiloten zu aktivieren, das Full-Safe-Driving, das du im In-App-Kauf in der Tesla-App für 12.500 Euro abschließen kannst,

00:48:08: Gavin was aber nicht dazu führt, dass das Auto selber fährt, weil es nicht zugelassen ist dafür und weil es auch nicht erprobt ist und auch nicht fertig ist. Das ist so eine Zusammenfassung dieser leeren Versprechungen, die Elon Musk umgeben, dass man sich auch fragen muss, ob nicht irgendwann auch der letzte Typ gemerkt haben muss, dass das hier alles nur Luft ist. Ja. Genau.

00:48:28: silbendrechsler Ja, das ist einfach irgendwie heiße Luft. Das ist halt diese Hochstapelei, die ich erwähnte. Mehr muss man dazu glaube ich echt nicht sagen. Ich habe übrigens noch was mitgebracht. Das habe ich mir extra noch mal rausgesucht. Das halte ich jetzt mal an die Kamera. Ich werde das aber dann noch an, da werde ich zeigen. Das ist ein Turnel.

00:48:43: Gavin Oha. Was ist denn das? Das kenn ich nicht. Du hast den Böhmermann gemacht. Ja, das ist so drei, vier Jahre her. Ja.

00:48:50: silbendrechsler Ach, das würde ich heute nie wieder machen. Ich habe einem Trittanbieter quasi meinen Twitter-Account freigegeben, damit die aus meinen Tweets ein Buch machen, das Twernl. Ja, so was, ja genau, aber hat der das nicht neulich irgendwie gemacht? Das mache ich so hier.

00:49:08: silbendrechsler Ja, das ist jetzt, also das versammelt, deswegen habe ich jetzt, außer dass ich meine Tweets halt downgeloadet habe, habe ich tatsächlich ein Werk auf Papier, ja. All meiner Tweets von Januar 2009 bis Oktober 2010. Ein bisschen Nachteil ist, dass man teilweise die Kommunikation mit anderen nicht nachvollziehen kann, weil man halt nur meine sieht natürlich. Es sind auch nur Schwarz-Weiß-Bilder drin, aber es ist wahnsinnig lustig. Jetzt bin ich

00:49:17: Gavin Das ist ja toll, das will ich auch. Weißt du noch, was du bezahlt hast dafür? Das ist ja toll.

00:49:36: silbendrechsler Ich habe hier sogar den Lieferschein noch drin, aber ich glaube, das steht da nicht drin.

00:49:42: silbendrechsler Nee, es steht da leider nicht drin. Ich glaube, das waren so um die 30 Euro oder so. Es war nicht so teuer. Sonst hätte ich das, glaube ich, auch nicht gemacht. Aber natürlich würde ich heute aus Sicherheitsgründen sagen, bist du gelobt? Kannst du mich irgendeinem Trittanbieter deine Kaube freigeben? So wahnsinnig. Aber damals habe ich das halt gemacht und bin jetzt ganz froh drum. Ich hatte da irgendwann sowieso zwei Fakta-Authentifizierungen drauf. Das hat das ja schon ein bisschen sicherer gemacht. Aber jetzt habe ich zumindest mal noch so ein Papierwerk.

00:49:48: Gavin Follower. Mhm.

00:50:10: Gavin Das gefällt mir wahnsinnig gut, weil ich nicht weiß, was ich mit meinem Twitterarchiv machen soll. Und da, wenn uns jetzt jemand zuhört, der Bock hat auf eine geile Programmieraufgabe. Ich habe nämlich eine Idee. Und zwar gibt es, wie du eben schon gesagt hast, dieses Twitterarchiv. Und dieses Twitterarchiv ist nicht besonders userinnenfreundlich. Also es gibt halt die Möglichkeit, das im Browser zu durchsuchen und das war's.

00:50:13: silbendrechsler Ja. Nee. Ja.

00:50:30: Gavin Aber es gibt halt einen sortierten tabellarischen Stamm à la Tweets, à la FollowerInnen, à la, à la, à la. Warum gibt es nicht ein cooles Tool, das aus diesem Archiv mal clever alle möglichen Dinge rauszieht? Analysen, Statistiken, die erfolgreichsten Tweets, die erfolglosesten Tweets, deine häufigsten KonversationspartnerInnen. Und am Ende die Möglichkeit daraus, eine PDF zu machen, die aussieht wie ein gutes Buch. Ich glaube, dieses Tool wäre, also spätestens jetzt wäre es an der Zeit, dass wir das brauchen.

00:50:58: silbendrechsler Auf jeden Fall. Es muss doch irgendwen geben, der so was machen kann. Ich muss ihr das irgendwann mal mitbringen. Also nicht, weil ich es geschrieben habe, aber das ist einfach irgendwie noch mal so ein Stück Technikgeschichte in Papierform. Das finde ich irgendwie auch charmant. Ja, ja.

00:51:01: Gavin Ja, gibt's bestimmt, aber also ich ganz nicht. Sehr gerne.

00:51:15: Gavin Ich mag das total. Schöne Idee. Ja, und Jan Böhmermann hat, ich finde das übrigens auch passt zur Popkultur, ja zu einem Zeitpunkt, alle früheren Tweets gelöscht und dann noch lange vor der Maskeübernahme. Ich würde sagen, das war noch vor der Pandemie, ehrlicherweise, aber sicher bin ich mir nicht. Dass er alle seine vergangenen Tweets gelöscht hat und daraus ein Buch gemacht hat und dieses Buch mit wahrscheinlich Kiwi, weil Böhmermann immer bei Kiwi veröffentlicht, als Buch das veröffentlicht hat. Ich kann es dir gleich sagen.

00:51:40: silbendrechsler Ja. Ach. Ja, dann hat er doch tatsächlich früh den richtigen Riecher gehabt. Das wird hier langsam ungemütlich oder so. Ja. Definitiv. Wir kommen zum Ende so langsam. Aber guck mal, wir haben 52 Minuten.

00:51:41: Gavin Das Buch heißt gefolgt von niemandem, dem du folgst. Twitter-Tagebuch 2009 bis 2020. Gebundene Ausgabe erschienen bei Keep My Own Beach, ja. Ja, vielleicht ja. Also ganz tolle Idee nach wie vor. Nein, das kann nicht sein. Ja, du hast recht. Ja, du hast recht. Und...

00:52:07: silbendrechsler Also ich meine nicht, dass man hier noch 100 Jahre nicht 100 Jahre weitersprechen könnte, aber... Ja. Das machen wir nochmal. Aber ich wäre jetzt an der Stelle, wo ich gerne Empfehlungen ausspreche, beziehungsweise Gäste bitte dies zu tun, falls du denn eine hast. Nö, muss nicht. Es kann auch was Aktuelles sein, was so ganz lose mit unserem Thema zu tun hat, oder dich dazu anregt zu sagen, wisst ihr was, geht mal wieder raus, macht einen Spaziergang oder so irgendwas. Das kann ja auch sein.

00:52:10: Gavin Ich könnte mit dir stundenlang quatschen. Wir machen das irgendwann nochmal zu einem anderen Thema. Gerne. Ach ja. Muss es was mit Twitter zu tun haben? Okay.

00:52:38: silbendrechsler Ich kann aber auch, wenn du nachdenken willst, kann ich hier kurz vielleicht meine Empfehlung, ich habe nämlich auch überlegt, habe ich überhaupt eine? Und erst dachte ich, ich habe keine, ich überlasse das dir. Aber dann fiel mir ein, wir haben das Fediverse ja jetzt hier nur ganz kurz erwähnt, ich würde tatsächlich empfehlen, wollen sich mal mit Mastodon und dem Fediverse auseinanderzusetzen, ich verlinke da auch gerne in den Show Notes ein paar

00:52:40: Gavin Ja. Ja, unbedingt fang mal an. Ja.

00:53:02: silbendrechsler Dinge hinein. Ich meine, wir haben auch Blue Sky erwähnt noch als Mikrobloggingdienst. Das ist tatsächlich noch kleiner, als hätte ich gar nicht gedacht, als Mastodon. Also Blue Sky hat glaube ich 6 Millionen 9 tatsächlich. Ach guck. Ach krass. Das ist krass, weil ich habe 6 Millionen verbucht als letzte Zahl. Dann ist das aber jetzt

00:53:14: Gavin Mittlerweile neun. Durch Brasilien. Wirklich krass. War auch so, ist jetzt in den letzten Wochen passiert.

00:53:26: silbendrechsler Ach krass, guck da. Aber da sieht man ja, dass das doch schnell Fahrt aufnehmen kann. Marston hat, glaube ich, 12 Millionen. Das war immer deutlich größer noch als Blue Sky. Es ist jetzt offenbar der Abstand sehr geschrumpft. Aber das macht es einem natürlich nicht so leicht, weil man gucken muss, wo man sich da anmeldet. Es hat halt nicht so diesen einen zentralen Punkt.

00:53:47: silbendrechsler Aber das ist eine Hürde, die kann man, finde ich, meistern und ich glaube, dass das in Zukunft auch noch besser wird. Also mir macht es da sehr viel Spaß. Blue Sky, da bin ich zwar auch, aber offen gestanden, es ist einfach schwierig, zwei Plattformen zu bespielen. Ich gucke mal mehr rein, mal weniger. Ich mag den Gedanken von Mastodon, halt diese Möglichkeit, dass einem dieses Netzwerk im Prinzip niemand wegnehmen kann. Jeder kann halt einen Server aufsetzen letztlich.

00:54:06: Gavin Ja. Mir geht's ja.

00:54:12: Gavin Mir geht es auch so. Ich mag das wahnsinnig gerne, die Idee, dass es so eine... Also Sascha Lobo hat 2009 mal Reclaimed Social Media ausgerufen, wo es darum ging, die ganzen Inhalte, die auf den Fremdplattformen liegen, einfach wieder zurückzuholen. Und Mastodon kommt dem am nächsten, weil das genau eine Mischform ist zwischen, wir sind ein soziales Netzwerk, aber jeder ist immer noch seines eigenen Hauses Herr. Wow. Und das finde ich ganz, ganz faszinierend. Ich mag das auch.

00:54:40: Gavin Das Problem ist, es hat ein Riesen-Image-Problem und dieses Image-Problem müsste irgendwie in den Griff gekriegt werden und leider, leider, leider fängt das Image-Problem eben nicht hier bei uns an, weil wir mögen die Idee, sondern mitten in der Gesellschaft und da musst du irgendwie eine Idee haben, Mastodon geil zu kriegen. Und ich glaube so ein bisschen daran, dass so Ideen, auch wenn das viele, viele Leute im Fediverse anders sehen und das sehr am Stritten ist,

00:54:42: silbendrechsler Ja.

00:55:01: Gavin Ich habe so ein bisschen die Vision, dass das durch so Dinge wie Threads, die sich ans 4D-Verse anschließen, passieren könnte. Also das ist eine große Chance, glaube ich. Vor allem aus Europa nicht. Durch die Bridge.

00:55:14: silbendrechsler Ja, das glaube ich auch. Auch das stand jetzt noch nicht so einfach, diese Verbindung. Ich habe zum Beispiel jetzt dafür gesorgt, dass es mich auf Blue Sky zweimal gibt. Weil ich natürlich nicht bedacht habe, dass es mich dann einfach zweimal gibt.

00:55:33: silbendrechsler Ich weiß jetzt auch nicht, was ich da machen soll. Ich müsste eigentlich jetzt dem Account wieder entfolgen. Es ist eigentlich eine einfache Idee, dass du einfach einem Account folgst und der dann dafür sorgt, dass halt deine Posts von Mastodon auf Blue Sky landen. Aber ja, ich habe es halt quasi in die falsche Richtung gemacht. Es ist schwer zu erklären, aber jetzt bin ich halt gut. Da vergessen wir das einfach. Da sind wir schon mitten im Problem.

00:55:52: Gavin Und da sind wir nämlich schon auch beim Imageproblem. Es ist so nerdy. Ja, 100 Prozent.

00:55:57: silbendrechsler Andererseits muss man da vielleicht sagen, das ist ja bei Twitter auch ähnlich gewesen oder bei vielen anderen Diensten auch, kommt Zeit, kommt das Momentum vielleicht. Manchmal muss einfach in der Welt irgendwas passieren, hoffentlich nichts irgendwie schreckliches, aber irgendein Momentum, was dafür sorgt, dass eine Plattform halt so einen gewissen Boost bekommt.

00:56:17: Gavin Und da können wir drauf warten. Ich finde, das ist eine ganz, ganz tolle Sichtweise, die du da aufmachst, weil schau mal, den ersten Podcast, den ich gehört habe, das war der Spreeblick-Podcast, das war so 2006 oder so, also vor 100.000 Jahren. Das erste Mal, als meine Mutter das Wort Podcast gehört hat, war als Christian Drosten das Corona-Update gemacht hat. Da sind sehr viele Jahre vergangen, aber was Christian Drosten für die Wahrnehmung von Podcasts getan hat, ist halt mit Geld nicht zu bezahlen. Das ist nämlich genau dieser Impact, dieses Momentum, das du da ansprichst.

00:56:47: silbendrechsler Ja, und Podcasts waren ganz lange schon wieder tot gesagt gefühlt. Und jetzt kann sich ja kaum gucken, wie schnell nicht irgendwelche Produktionsfirmen auch mittlerweile zu irgendwas einen Podcast produzieren. So dass man selbst, ich mit meinem kleinen charmanten Popkulturfunk, schon das echt schwer hat inzwischen. Das ist auch in Ordnung. Es ist ja Raum für vieles. Du kannst ja auch eine Nische bespielen mit einem Thema, ist auch in Ordnung.

00:56:50: Gavin Ja.

00:57:12: silbendrechsler Aber man sieht halt daran, dass dann auch was, was schon sehr lange da ist und vielleicht gar nicht so viel Beachtung findet, auf einmal nochmal eine große Relevanz gewinnt oder sogar wieder gewinnt.

00:57:22: Gavin Ja, so ist es. Ja, ich würde mich dem anschließen, dieser Empfehlung. Und wenn ihr Musik hören wollt, hört das neue Album von International Music. Die haben ein Album rausgebracht, das heißt Endless Rüttenscheid, nach dem Stadtteil, in dem ich lebe. Und ich kann das sehr empfehlen. Ganz tolle Musik. Gut. Unbedingt.

00:57:39: silbendrechsler Das werden wir auf jeden Fall natürlich in den Show Notes verlinken, genauso wie wir auch natürlich Haken dran verlinken werden und den viel gerühmten, viel zitierten Discord, weil man da, wenn man sich für Social Media interessiert, natürlich auch noch wahnsinnig viel Informationen findet zum Nachlesen. Sehr schön, hoffentlich, hoffentlich eine gute.

00:57:54: Gavin Und ihr werdet wahrscheinlich viele Kommentare zu dieser Folge hier auch im Discord finden. Na klar, hundertprozentig.

00:58:04: silbendrechsler hervorragend. Guck mal, dann sind wir doch so was von pünktlich, wobei ich natürlich hier, es sitzt ja kein Redaktionsleiter oder Leiterin hinter mir, aber meine Erfahrung ist, dass man mit einer Stunde eigentlich meistens für ein Thema ganz gut bedient ist. Und da sind wir tatsächlich fast genau gelandet. Ja.

00:58:19: Gavin Es ist perfekt. Vielen lieben Dank, dass ich kommen durfte. Ich komme total gerne nochmal wieder. Ich hatte nämlich wahnsinnig viel Spaß und ich mag das, sich mal an so ein Thema festzubeißen. Danke auch.

00:58:27: silbendrechsler Ja super, das freut mich sehr. Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast und hier reingequetscht hast. Ich sag an der Stelle schon mal vielen Dank und auf Wiedersehen und drücke jetzt bei dieser Aufnahme auf Stopp.

Neuer Kommentar

Dein Name oder Pseudonym (wird öffentlich angezeigt)
Mindestens 10 Zeichen
Durch das Abschicken des Formulars stimmst du zu, dass der Wert unter "Name oder Pseudonym" gespeichert wird und öffentlich angezeigt werden kann. Wir speichern keine IP-Adressen oder andere personenbezogene Daten. Die Nutzung deines echten Namens ist freiwillig.